Regionalplan wird dem Naturschutz nicht gerecht

Zur Zeit herrscht große Unruhe in den Naturschutzvereinigungen der Region über die Vorgehensweise von Regionalrat und Regionalplanungsbehörde/Bezirksregierung in Sachen Regionalplan-Entwurf OWL.

Der Naturschutzbeirat im Kreis Herford hat dazu eine Sondersitzung einberufen und beiliegenden Beschluss gefasst. Ich gebe Ihnen/Euch diesen Beschluss zur Kenntnis. Dies ist auch als Aufforderung gemeint, in den anderen Kreisen/Städten wie bereits in Minden und Bielefeld geschehen, selber aktiv zu werden.

Es ist eigentlich die Aufgabe der Regionalplanungsbehörde und des Regionalrates, die völlig unzureichenden, aber behördenverbindlichen Weichenstellungen für die nächsten 20 Jahre nach Kräften zum Besseren zu führen. So wie jetzt vorgelegt wird dieser Regionalplan-Entwurf den ökologischen wie ökonomischen Herausforderungen durch den Klimawandel in keiner Weise gerecht.

  • Statt in der Summe eine Fläche von der Größe des Truppenübungsplatzes Senne für die Bebauung vorzusehen, fehlt es an Ansätzen zu weniger Flächenverbrauch an Naturraum und landwirtschaftlicher Anbaufläche.
  • Nur zaghaft werden Korrekturen gegen eine Auland-Bebauung trotzt der Erfahrungen mit dem desaströsen Ahr-Hochwasser vorgenommen.
  • Geschweige denn die Schaffung neuer Retentionsräume, Versickerungsstrategien, Schwammstadt-Konzepte – so wie gestern auf der Gewässerkonferenz in DT ansatzweise diskutiert.
  • Ein Regionalplan in NRW ist auch ein Landschaftsrahmenplan: wo werden die Konzepte für eine zukünftige  Lösung unserer Biodiversitätskrise deutlich? Stattdessen Abbau von „BSN“ = Bereichen zum Schutz der Natur z.T. nach uralten Daten aus dem LÖBF-Biotopkataster der 1990er.
  • Eine Signatur für einen zukünftigen Nationalpark in OWL in der Egge sucht man ebenso vergeblich
  • Unter Gesichtspunkten einer lebendigen und demokratischen Teilhabe der Zivilgesellschaft an politischen Gestaltungsprozessen ist die +- komplette Ignorierung der vielen Einwendungen aus den NGOs und den kommunalen Parlamenten ein Schlag ins Gesicht: soll das Signal heißen, Ihr könnt euch noch so viel Mühe geben, wir machen doch was wir wollen!??

Daher bitte weitermachen mit dem Protest: Sondersitzungen von Naturschutzbeiräten, Gespräche mit den Regionalratsvertretern aus Eurer Region, Presseartikel und andere Medienauftritte (vielleicht hat jemand eine Idee, wie wir damit mehr „digital“ gehen können?),  Flash Mops und andere intelligente Formen von gewaltfreiem Widerstand.

PS: die nächste Sitzung der Bezirkskonferenz Naturschutz OWL ist überfällig. Nach Corona , Landtags-Wahljahr und neuer Spitze in der Bezirksregierung ist es jetzt an der Zeit, eine Zusammenkunft vorzubereiten. Bitte schon einmal Themen dazu einreichen. Herbert Dehmel und ich werden versuchen uns mit der Bezirksregierung dazu zu verständigen.

Mit besten Grüßen

Karsten Otte

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Unabhängige Experten zeigen Alternativen zum Trassenneubau auf. Naturschutzverbände unterstützen Alternativen

In einem workshop der Deutschen Bahn (DB) zum Deutschlandtakt erläuterte der Mitarbeiter des Bundesverkehrsministeriums Florian Böhm vor bis zu 150 Teilnehmern einer Videokonferenz die Hintergründe und Notwendigkeiten des Deutschlandtaktes. Das Bahnnetz soll bessere Verbindungen ermöglichen und schneller werden. Hieraus resultiert der Gedanke zum Bau einer ICE Neubautrasse von Bielefeld quer durch Ostwestfalen bis nach Hannover.
Die bisherigen Planungsvorgaben führen zu Trassenvarianten, die einen enormen
Landschaftsverbrauch und immense Kosten verursachen würden. Entgegen der Planungsvorgabe des Bundesverkehrsministeriums gibt es jedoch Varianten, die deutlich landschaftsschonender und kostengünstiger sind. Mit Professor Wolfgang Hesse und Rainer Engel referierten auch zwei anerkannte Bahnexperten über alternative Modelle, die eine Mehrheit des Plenums überzeugte.
Diese Alternativen verlaufen überwiegend entlang der Bestandstrasse und ermöglichen trotzdem den erforderlichen Deutschlandtakt. Im Moment weigert sich allerdings die Deutsche Bahn sowie das Bundesverkehrsministerium, die eigenen Planungen erneut zu öffnen und diese Modelle ernsthaft zu prüfen.
Die Gemeinschaft der Naturschutzverbände OWL/Niedersachsen fordert die Deutsche Bahn und das Bundesverkehrsministerium auf, mit einem veränderten Planungsauftrag vorliegende Alternativen zu prüfen, um einen Trassenausbau zu erarbeiten, der Mensch und Natur in den Vordergrund stellt und die volkswirtschaftlichen Kosten im Rahmen hält.
Die Naturschutzverbände fordern einen Paradigmenwechsel – weg von der Planung einer
Superhochgeschwindigkeitsstrecke – hin zu einer energieeffizient schnellen und zuverlässigen Bahn, die flächendeckend gut angebunden ist.

Ansprechpartner*innen
Niedersachsen:
Eva von Löbbecke Tel. 0172-5155198
Nachfragen bitte zwischen 16 und 19 Uhr
Ostwestfalen -Lippe
Jürgen Birtsch Tel. 0157-70597640
Nachfragen bitte zwischen 16 und 19 Uhr
Gemeinschaft der Naturschutzverbände OWL/ Niedersachsen
Es zeichnen:
BUND Kreis Lippe
Lippischer Heimatbund Detmold (Fachstelle Umweltschutz und Landschaftspflege)
Naturschutzverband Niedersachsen Förderverein Bückeburger Niederung
BUND Ortsgruppe Wunstorf
BUND Region Hannover
BUND Kreisgruppe Bielefeld
BUND NRW
BUND Kreis Minden-Lübbecke
NABU Kreis Minden-Lübbecke Naturwissenschaftlicher Verein Bielefeld und Umgegend
BUND Regionalgruppe OWL
BUND Kreis Herford
Naturschutzbeiratsvorsitzender Kreis Herford
Bezirkskonferenz Naturschutz OWL
NABU Kreisverband Lippe
BUND Hameln Pyrmont
NABU Landesverband Niedersachsen
NABU-Gruppe Rinteln
BUND Landesverband Niedersachsen

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ICE-Trassenplanung „Bielefeld-Hannover“: Naturschutzverbände: Deutsche Bahn ohne echte Dialogbereitschaft

Detmold. Der von der Deutschen Bahn mit einem Plenum am 9. März 2021 gestartete
Dialogprozess über die ICE-Trassenplanung „Bielefeld-Hannover“ ist aus Sicht der OWLNaturschutzverbände ausgesprochen enttäuschend verlaufen. Die dazu eingeladenen
Verbände BUND, NABU, LNU und Lippischer Heimatbund sowie die Bezirkskonferenz Naturschutz fordern die Deutsche Bahn und das Bundesverkehrsministerium auf, endlich die Geheimniskrämerei um den konkreten Planungsauftrag zu beenden und alle notwendigen Informationen zur Beurteilung von Planungsalternativen zur Verfügung zu stellen.


„Wenn die Deutsche Bahn Transparenz ernst meint, müssen alle grundlegenden Daten und
Fakten dem Plenum und der Öffentlichkeit bekannt gegeben werden. Das gelte besonders für
den Planungsauftrag für das Projekt.“ sagt der Sprecher der Naturschutzverbände in Ostwestfalen-Lippe, Karsten Otte.


Die Naturschutzverbände erwarten von der Bahn einen echten Dialog mit den Beteiligten:
„Wir wollen nicht nur Zuhörer sein, sondern unsere Fachkompetenz ab sofort in den Planungsprozess einbringen, da nach Auskunft des Planungsbüros die Untersuchung der sog.
Suchkorridore offensichtlich schon begonnen hat.
Zudem müsse geklärt werden, wie verbindlich die im Plenum erzielten Beratungsergebnisse
sind. Das ist aber mit dem nebulösen Verweis der Bahn auf eine Entscheidung des Bundestags weitgehend offen geblieben.


Die Diskussion im Plenum habe zudem gezeigt, dass die angeblich zwingenden Eckpunkte
des Deutschlandtaktes, nämlich eine Höchstgeschwindigkeit bis 300 km/h und eine Reisezeitverkürzung bis 31 Minuten, von sehr vielen beteiligten Plenumsteilnehmern in Frage gestellt
werden. Otte: „Die Naturschutzverbände erwarten, dass diese Eckpunkte gestrichen werden.
Ziel müsse vielmehr ein „verkehrspolitisch sinnvoller Deutschlandtakt“ sein, der auch die
Stärkung des regionalen Schienenverkehrs im Blick hat. Die Naturschutzverbände sind davon
überzeugt, dass sich nur so zwischen Bielefeld und Hannover eine umwelt- und raumverträgliche Trassenvariante finden lässt, die Mensch, Natur und Landschaft möglichst schont.
Deshalb ist es aus Sicht der Naturschutzverbände zwingend notwendig, dass bei den zu untersuchenden Trassenvarianten die Trasse, die sich an der Bestandstrecke orientiert, im Planungsprozess vorrangig behandelt werden muss.


Unter einer solchen Zielsetzung sind die Naturschutzverbände bereit, ihre Fachexpertise prozessbegleitend einzubringen. Von der Deutschen Bahn erwarten sie dabei eine Öffnung der
Mitwirkungsmöglichkeiten über die rechtlich erforderlichen Beteiligungsschritte hinaus.
gez.
Karsten Otte
Sprecher der Bezirkskonferenz Naturschutz in OWL

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„Regionalplan öffnet Flächenfraß Tür und Tor“

Naturschutzverbände fordern Überarbeitung des Entwurfs und stellen Vorschläge für ein zukunftsfähiges, klimastabiles OWL vor.

Detmold. Der Entwurf für einen neuen Regionalplan OWL der Bezirksregierung Detmold hat zu viel Kritik geführt. Jetzt haben die Naturschutzverbände in Ostwestfalen-Lippe auf mehr als 400 Seiten über 700 Einwände, Bedenken und Anregungen zu den textlichen und zeichnerischen Darstellungen des Entwurfs vorgelegt. Das Fazit der Naturschützer ist mehr als ernüchternd. „Was dort planerisch vorbereitet wird, öffnet einem ungesteuerten Flächenverbrauch Tür und Tor“, kritisiert Karsten Otte, Sprecher der Bezirkskonferenz Naturschutz, scharf.

Der Regionalplan legt für die nächsten 20 Jahre den planerischen Rahmen für Siedlung, Gewerbe, Verkehrsinfrastruktur, den Abbau von Bodenschätzen, Naturschutz sowie Gewässer in OWL fest. Aus dem Plan entwickeln die Kommunen ihre Flächennutzungs- und Bebauungspläne. Doch die Naturschutzverbände haben nach akribischer Durchsicht und mit viel ehrenamtlicher Fleißarbeit festgestellt: Das vom Regionalplan verfolgte Ziel, die Siedlungsentwicklung auf geeignete und möglichst konfliktarme Standorte zu konzentrieren, wird mit dem Entwurf komplett verfehlt.

Der vorliegende Plan weist mehr als 440 Flächen mit rund 8.000 Hektar als Allgemeine Siedlungsbereiche (ASB) aus. Dazu kommen mehr als 144 Flächen mit insgesamt etwa 4.100 Hektar als Bereiche für gewerbliche und industrielle Nutzungen (GIB). Darunter sind jedoch äußerst schutzwürdige Flächen für lokale Biotop-Verbünde oder die Entwicklung von klimarelevanten Biotopen zu finden. Von den insgesamt rund 12.000 Hektar ASB und GIB sind auf mehr als 6.000 Hektar, also auf über der Hälfte der Flächen, erhebliche Umweltauswirkungen zu erwarten, sollten sie bebaut werden. Karsten Otte: „Auch wenn es hier bisher um sogenannte Suchräume für Siedlungs- und Gewerbegebiete handelt, so werden sie durch die Pläne zu Vorranggebieten. Damit wird überall dort der Freiraum für schutzwürdige Naturbereiche komplett blockiert.“

Der Regionalplan eröffnet so den Kommunen die Option, nach und nach auf allen markierten Flächen entsprechend der ihnen zugestandenen Flächenkontingente zu bauen. „Das ist eine fatale Entwicklung“, sagt Ullrich Richter, Vertreter der Naturschutzverbände im Regionalrat Detmold. „Sind Flächen im neuen Regionalplan als mögliche Baugebiete deklariert, verlieren wir sie als Freilandlebensräume. Damit ist es in den nächsten zwanzig Jahren unmöglich, auf diesen Flächen wertvolle Bereiche als Schutzgebiete auszuweisen.“ Dabei stehen den Kommunen eigentlich nur begrenzte Kontingente an Bauflächen zu, die nach einem bestimmten Verfahren aus ihrer Bevölkerungsentwicklung errechnet werden. „Diese Flächenkontingente werden aber im neuen Plan in fast allen Kommunen in OWL um ein Mehrfaches überschritten“, kritisiert Richter. Gleichzeitig werden die Bereiche zum Schutz der Natur (BSN) reduziert. Die Chance, dem Artensterben von Flora und Fauna entgegen zu steuern wird somit vertan. Dabei wird die Bevölkerung in OWL laut Prognosen sinken.

Klimastabiler Regionalplan 2040 mit genauen Kriterien muss her

Erschreckend ist zudem, dass der Regionalplanentwurf eine erhebliche Schwächung des Naturschutzes bedeutet. „Das ist in Zeiten der globalen Klimakatastrophe eine unfassbare Ignoranz“, stellen Otte und Richter fest. So wurden viele Flächen, die in bisherigen Gebietsentwicklungsplänen noch als „Bereiche zum Schutz der Natur“ dargestellt waren, ganz oder teilweise gestrichen. Karsten Otte: „Anstatt mehr für die schwindende Tier- und Pflanzenwelt zu tun, reduziert die Behörde deren Schutz auch noch. Hier muss die Bezirksregierung deutlich nachbessern.“ Die Naturschutzverbände haben deshalb rund 250 Anregungen zur Stärkung des Biotopverbundes eingereicht. Sie fordern, regionale Grünzüge als Flächen mit Klimaschutz- bzw. Anpassungsfunktionen zu stärken.

Auch werde die Chance vertan, den Dauerkonflikt zwischen Windkraftentwicklung und Artenschutz mit raumplanerischen Mitteln zu entschärfen. Karsten Otte: „In den alten Gebietsentwicklungsplänen stand, dass die Höhenzüge des Teutoburger Waldes von Windrädern freizuhalten sind. Davon findet sich im neuen Regionalplan nichts wieder.“ Und: ein „Nationalpark Senne-Eggegebirge“, wie er nach Ende der militärischen Nutzung sogar von der Stadt Paderborn gefordert wird, ist im Planentwurf ebenso nicht zu finden. „Unser Eindruck ist, dass es den Planverfassern nur um Baulandbeschaffung geht. Das ist kein Beitrag für ein zukunftsfähiges, klimastabiles Ostwestfalen-Lippe.“

Ein klimastabiler Regionalplan 2040 sollte dagegen Klimaschutz als wichtigste Zukunftsaufgabe haben. Kriterien dafür sind u.a.: eine genaue von Bedarfen abhängige Darstellung von Siedlungsflächen; der strikte Schutz klimarelevanter Böden; strenger Schutz, Entwicklung und Herstellung von Biotopen als CO-2-Senken; mehr naturnahe Wälder und Wildnisflächen; Schutz und Wiederherstellung von Mooren und Grünland; Festlegung von Eignungsgebieten für Windenergieanlagen; Abgrabungsflächen und Steinbrüche nach Ausbeutung dem Naturschutz vorbehalten.

Ein Regionalplan, wie ihn die Bezirksregierung Detmold jetzt vorgelegt hat, entspricht auch nicht mehr den Erhaltungszielen der EU. Das hat sich jüngst noch einmal gezeigt: Die Europäische Kommission hat am 18. Februar 2021 bekannt gegeben, dass sie Deutschland vor dem Europäischen Gerichtshof wegen mangelhafter Umsetzung der Habitat-Richtlinie verklagen wird.

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Pressemitteilung der Bezirkskonferenz Naturschutz OWL zu den Artikeln in der NW vom 6./7.2.2021 „Agrarpolitik im Umweltzwist“ und 12.2.2021 „Landwirtschaft in der Krise“

Der Präsident des Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband (WLV), Herr Beringmeier, beklagt, dass immer mehr Gesetze, Verordnungen und Auflagen des Umweltrechts und das Agrarpaket zum Insektenschutz das „Aus für viele heimische Bauernfamilien“ bedeutet. „Wir verstehen die Politik nicht mehr“. Der Schutz von Boden, Grundwasser, Tieren wie den Insekten und Pflanzen seien die Ursache des Höfesterbens. Ist das wirklich der Grund?

Tatsache ist, dass die nationale Politik und die auf EU-Ebene mit den Interessenvertretern der Landwirtschaft wie der Deutsche Bauernverband seit Jahrzehnten die Landwirtschaft tief in eine Sackgasse getrieben haben. Die Agrarminister*in gehören seit 15 Jahren der CDU/CSU an. Die EVP, deren Mitglied CDU/CSU ist, stellt bis heute die Mehrheit in der EU-Kommission und im EU-Parlament.

Gab es 1990 in der BRD noch ca. 670.000 landwirtschaftliche Betriebe, so waren es 2018 nur noch ca. 270.000 bei zunehmender Größe der Höfe. „Wachsen oder Weichen“ war und ist immer noch die Devise. Agrarindustrielle Betriebe statt bäuerlicher Landwirtschaft., Die Marktkonzentration von nur 4 Lebensmittelketten / Discountern fordert billiges Fleisch, so wünscht es die Mehrheit der Verbraucher*innen. Küken werden in 33 Tagen, Schweine in 5 bis 6 Monaten zur Schlachtreife gebracht. Die BRD importierte 2018 ca. 3,6 Mio. t Sojaschrot. Ca. 20% des genmanipulierten Sojas aus Brasilien kommt dabei von illegal gerodeten Regenwaldflächen. Ist es sinnvoll, dass in einem flächenmäßig so kleinen Land wie die BRD etwa 2x im Jahr jeweils ca. 25 Mio. Schweine, davon ca. 6,5 Mio. in NRW, nicht nur für den deutschen und europäischen Markt gemästet werden, sondern 2019 2,5 Mio. t Schweinefleisch auch in großem Stil bis nach China exportiert wurden/werden. Die BRD gehört zu den 3 größten Exporteuren weltweit. Nur noch 3 Schlachtbetriebe in NRW Westfleisch, Tönnies und Vion beherrschen den Markt und schreiben den Landwirten die Preise vor. Diese Fakten sind im, sog. „Fleischatlas“ – u.a. herausgegeben vom BUND – dokumentiert.

Der wirtschaftliche Druck auf die Landwirte bedeutete/bedeutet eine zunehmende Intensivierung der Landwirtschaft mit Massentierhaltung, jahrzehntelang steigendem Einsatz von Düngemitteln, Pestiziden und Antibiotika sowie eine immer größere Güllemenge mit z.T. steigenden Nitrat-Gehalten im Grundwasser und eine Belastung der Oberflächengewässer. Gülle – nicht nur aus Deutschland, sondern auch noch gegen Bezahlung aus den Niederlande importiert. 2016 verklagte die EU Deutschland wegen Nichtumsetzung der sogenannten „Nitrat-Richtlinie“ von 1991. Bis Mai 2017 hat es keine Bundesregierung geschafft, eine Düngeverordnung gegen den Widerstand des Deutschen Bauernverbandes und damit der CDU/CSU durchzusetzen. Mit Inkrafttreten der EU-Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) im Jahr 2000 sind unverständlicherweise die Landwirtschaftskammern – nicht die Wasserbehörden – für die Umsetzung der EU-WRRL zuständig. Danach müssen alle Grundwasserkörper und Oberflächengewässer bis spätestens 2027 eine/n gute/n Qualität/Zustand erreichen. Davon ist NRW noch meilenweit entfernt. Dennoch teilt das Umweltministerium in einer Antwort auf eine Große Anfrage in 11/2019 mit, dass „es keine Hinweise gibt, dass die Aufgabenwahrnehmung (zur Zielerreichung nach EU-WRRL) nicht adäquat und zielkonform erfolgt“. Realität im April 2020: nach Angaben des Landesumweltamtes (LANUV NRW) werden wohl auf fast 50 % der Landesfläche die Ziele wegen zu hoher Nitrat-Werte nicht fristgerecht erreicht werden. Auf Druck der Landwirtschaft hat sich dieser Wert auf „wundersame Weise“ bis Anfang 2021 auf 20 % und aktuell durch eine neue Verwaltungsvorschrift zum Düngerecht weiter von 350.000 auf 165.000 ha und damit auf 11 % der Landesfläche als nitratbelastete Gebiete verringert. Ohne, dass sich im gleichen Zeitraum die Nitratwerte im Grundwasser entsprechend verringert haben. Dabei stützt sich die vorgenommene und strittige Modellierung auf teils unveröffentlichte Daten z.B. den Nährstoffbericht der Landwirtschaftskammern (Wer will/kann die als Externer kontrollieren?). Für den BUND sind die Grundlagen nicht nachvollziehbar und nicht offen kommuniziert. Es wird interessant werden, welche Haltung die Wasserwirtschaft/Trinkwasserversorger und die EU-Kommission zu diesem Vorgehen einnehmen werden. Ein weiteres Beispiel, dass die Agrarwende kein „Selbstläufer“ wird, ist aktuell die erneute Zulassung des Neonicotinoids Acetamiprid -ein Bienen-toxisches Pestizid – das als Blütenspritzung im Rapsanbau eingesetzt wird. Unverständlich auch, dass die Trinkwasserkunden mit ihrem „Wassercent“ die Subventionen für die seit 1989 bestehenden Kooperationen Land-Wasserwirtschaft in Wasserschutzgebieten finanzieren, aber keinerlei Transparenz hinsichtlich ergriffener Maßnahmen und Nichterfolge/Erfolge besteht.

Der BUND hat den „Empfehlungen des Kompetenznetzwerks Nutztierhaltung“ der sog. Borchert-Kommission/Berichts von 2/2020 zugestimmt-. Sie sind ein erster Schritt im Hinblick auf mehr Tierwohl und Umweltschutz. Proteste von Landwirten und z.B. das (alternative) Bündnis „Land schafft Verbindung“ (LsV) führte zur Einsetzung einer „Zukunftskommission Landwirtschaft“ (ZKL), an der auch der BUND beteiligt ist. Trotz erheblicher fachlicher Bedenken ist der BUND weiterhin Mitglied in diesem Gremium. Der Vertreter von Greenpeace z.B. hat Mitte März sein Mandat niedergelegt, da Frau Klöckner die eh schon zu geringen EU-Mittel für Umweltmaßnahmen ab 2023 um jährlich eine halbe Milliarde Euro kürzen will.

Aus Sicht des BUND muss es Ziel sein, eine bäuerliche, gentechnikfreie und klimafreundliche Landwirtschaft in Deutschland und Europa zu erhalten bzw. zu schaffen, das massive Höfe- und Artensterben sowie den Verlust der vielfältigen Kulturlandschaften und der ländlichen Wertschöpfung zu stoppen sowie den Umbau zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung einzuleiten. Dies fordert der WLV selbst in seinem „Bericht zur Offensive Nachhaltigkeit“ von 2019. Aus Sicht des BUND wird die Agrarwende nicht ohne eine Ernährungswende hin zu regional und umweltschonend produzierten Waren gelingen. Die wichtigste Forderung ist endlich eine Bindung von Subventionen jeglicher Art an ökologische Kriterien, zudem eine Förderung des ökologischen Landbaus und eine flächengebundene Tierhaltung (1,8 Großvieheinheiten pro ha) sowie durch entsprechende Verbrauchssteuern eine Verhinderung von Dumpingpreisen für tierische Produkte. Die entsprechenden Einnahmen könnten dann für Tierwohl- und Umweltschutz-Maßnahmen verwendet werden. Freiwillige Vereinbarungen haben wie das Beispiel Lidl zeigt – der Discounter erhöhte die Fleischpreise, dies wurde aber von den Konkurrenten am Lebensmittelmarkt unterlaufen und zwang Lidl zum Rückzug – keinen Erfolg.

i. A. Manfred Dümmer

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Wolf als Sündenbock für Bauernfrust?

OWL-Naturschutz sieht Glaubwürdigkeitsverlust des Bauernverbands

Bielefeld. Mit Unverständnis hat die Bezirkskonferenz Naturschutz Ostwestfalen-Lippe auf die Angriffe von Bauernverbands-Vizepräsident Wilhelm Brüggemeier hinsichtlich einer angeblichen Wolfs-Gefahr in Ostwestfalen-Lippe reagiert. Dieser hatte in der NW die Existenz von Weideviehhaltern in OWL als gefährdet bezeichnet, weil der Wolf einwandere. Damit habe Brüggemeier seinem Verband einen Bärendienst erwiesen, indem er den Boden von Wissenschaft und Fakten verlassen habe und in demagogischer Weise Stimmung gegen den Wolf gemacht.

Tatsächlich ist die Zahl der Nutz- und Wildtiere, die in OWL erwiesenermaßen von wildernden Hunden getötet werden, um ein Vielfaches höher, als die Zahl der Tiere, die vom Wolf gerissen werden. Das ergibt sich schon allein und für jeden nachvollziehbar aus der Anzahl der Beutegreifer: Ein Wolf in der Senne, vielleicht noch einer am Oppenweher Moor und Tausende Hunde in OWL.“ Herbert Dehmel: „So ärgerlich auch jeder Einzelfall ist, angesichts von zigtausend Haustieren in landwirtschaftlicher Haltung von Existenzgefährdung zu sprechen, ist völlig übertrieben. Außerdem gibt es eine umfassende Schadensregulierung durch das Land NRW. Worüber regt sich Herr Brüggemeier eigentlich auf?“

Richtig ist, dass die Wölfe, nachdem sie vor über 170 Jahre in Westfalen ausgerottet worden sind, wieder vereinzelt nach NRW einwandern; einige wenige bleiben auch, wie z.B. in der Senne. Dort hat das Land entsprechend Wolfsgebiete ausgewiesen und fördert verstärkt Vorsorgemaßnahmen der Viehhalter gegen Übergriffe auf Nutztiere finanziell.

Weite Teile NRWs sind ohnehin auf Grund der dichten Besiedlung und dem Fehlen störungsarmer Räume als Wolfshabitat völlig ungeeignet. Das trifft nach Einschätzung der Bezirkskonferenz Naturschutz auch auf den größten Teil von OWL zu. In wenigen, zumeist randlich gelegenen, stark bewaldeten Regionen NRWs sind einzelne Ansiedlungen bereits erfolgt. Gerade unter dem Eindruck der im großen Stil durch den Klimawandel absterbenden Fichtenforste werden sich sehr nahrungsreiche Reh- und Hirschlebensräume entwickeln. Fachleute erwarten deshalb einen weiteren Anstieg der ohnehin hohen Schalenwildbestände. Hier kann der Wolf wichtige ökologische Ausgleichsfunktionen wahrnehmen, weil solche Dickungen für menschliche Jäger schwer zu bejagen sind, aber nicht für die Wölfe. So können sie einen wertvollen Beitrag für die Reduktion des Schalenwildes leisten und damit auch für die Regeneration gesunder Wälder.

Dehmel weist darauf hin, dass in den letzten Jahren trotz vielfältiger Konfliktfelder auf regionaler Ebene die Dialogbereitschaft zwischen Naturschutzverbänden und WLV (Westf-Lipp. Landwirtschaftsverband) deutlich größer geworden ist. Trotzdem bleiben wichtige Fragen offen, wie z.B. das nach wie vor vom Bauernverband favorisierte Modell einer weltmarktorientierten landwirtschaftlichen Produktion mit permanentem Kostendruck, eines ständigen „Wachsens oder Weichens“. Diese Politik – und nicht etwa der Wolf – hat Tausende von Landwirten um ihre Existenz gebracht.

Von einer existenziellen Bedrohung der Landwirtschaft zu sprechen, weil ein paar wildlebende Tiere den zig-Millionen großen Nutztierbestand um wenige Tiere reduzieren, verschweigt, dass genau diese Art der Landwirtschaft eine existentielle Bedrohung für Millionen Wildtiere (z.B. Vögel und Insekten) ist. Eine Landwirtschaft, die unsere Kulturlandschaft um einen großen Teil ihrer Biodiversität gebracht hat.

„Jetzt eine Hetzjagd auf den Wolf zu veranstalten, am besten mit Pulver und Blei, kommt einem so vor, als schreie der Täter „Haltet den Dieb!“. Herr Brüggemeier hat damit viel diplomatisches Porzellan zerschlagen und der Glaubwürdigkeit der Umweltbemühungen des WLV geschadet,“ meint der Naturschützer.

gez.

Herbert Dehmel

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Bezirkskonferenz am 5. April 2019

Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter im OWL-Naturschutz!

Nach dem Orkantief „Friederike“ am 17.1.2018, einem denkwürdigen Dürresommer und einer sich daraus entwickelnden Borkenkäfer-Massenvermehrung in den hiesigen Fichtenplantagen verändert sich das Waldbild in vielen Teilen unserer Heimat rasant. Man kann sagen: das geschieht alles mit Ansage! Schon vor Jahrzehnten, als das Thema „Klimawandel“ noch gar nicht so hoch auf der Agenda stand, haben Geobotaniker und fortschrittliche Forstleute vor dem selbstgepflanzten Fichten-Fiasko der Forstwirtschaft gewarnt. Nun haben wir eine Krise der Forstwirtschaft, eigentlich keine Krise des Waldes: Denn der passt sich an die Gegebenheiten an, wenn man ihn lässt….

Dazu kommen jetzt Überlegungen aus der Forstwirtschaft, im weitaus größeren Stil als bisher ausländische Baumarten zu pflanzen, um „klimastabilere“ Wälder zu bekommen. Was den Förstern einen guten Holzertrag auch bei weniger wüchsigen Bedingungen verspricht, treibt Naturschützern die Sorgefalten auf die Stirn über „invasiven Neophyten“ und schwindende Biodiversität auch im Wald: werden die gleichen Fehler erneut gemacht und die Forstkatastrophen des nächsten Jahrhunderts gepflanzt? Sind die neuen Baumarten hier wirklich langfristig stabiler oder nur noch nicht von ihren koevolutionären Fressfeinden entdeckt? Bretteräcker oder standortangepasste Mischwälder? Wie schaut das aus in FFH- und Naturschutzgebieten?

Dazu kommt der Gesichtspunkt „Verbot der Holzvermarktung“ für den NRW-Landesbetrieb Wald & Holz. Damit einhergehend stellt sich die Frage, da bisher Hoheit, Vermarktung und Einhaltung der Artenschutzbestimmungen in der Hand von Landesbediensteten gelegen hat: wie läuft das in Zukunft und wer stellt die Einhaltung des Naturschutzes im Wald (z.B. Totholz, Höhlen- und Horstbäume) sicher? Oder entscheidet der Harvesterfahrer ab Januar 2020, was verwertbar ist und was dann als „unser Wald“ übrig bleibt….?

Zum Thema „Zukunft unserer Wälder“ wollen wir in Abstimmung mit dem Redaktionsteam daher

am Freitag, dem 5. April 2019 ab 15 Uhr im Großen Sitzungssaal der Bezirksregierung

die nächste Bezirkskonferenz Naturschutz abhalten. Einladungen ergehen in Kürze, aber ich bitte den Termin schon vorzumerken.

Werden weitere Themen gewünscht, bitte ich um kurzfristige Mitteilung mit konkreter Fragestellung (und möglichst gleich Referenten); ich gebe jedoch zu bedenken, dass wir nur bis 18.30 Uhr Zugriff auf den Raum haben und somit bestenfalls noch einen Vortrag unterbringen können. Falls Resolutionen zu verabschieden sind, bitte ich ebenfalls um baldige Mitteilung.

Angedacht ist ansonsten eine weitere Bezirkskonferenz im Herbst/Winter mit Umweltministerin Ursula Heinen-Esser.

Mit besten Grüßen

Karsten Otte

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Bedrohlicher Artenschwund und massive Waldveränderungen Bezirkskonferenz Naturschutz OWL zieht Bilanz für 2018 – und fordert mehr Anstrengungen für 2019

Für die Natur in Ostwestfalen-Lippe war 2018 ein Jahr mit neuen Klima-Extremen – und für den Naturschutz ein Jahr mit Licht und Schatten. Es gab Fortschritte bei der Renaturierung der Weser, das erste Wolfsgebiet in Westfalen-Lippe und Neuansiedlungen von „Flaggschiff-Arten“ wie Seeadler, Blaukehlchen, Fischotter oder Biber in OWL. Dem gegenüber stehen weiterer Flächenverbrauch durch Siedlung, Gewerbe oder Straßen, Artenverarmung durch Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft und nun das vermehrte Ausbringen risikoreicher Baumexoten im Wald. Karsten Otte, Sprecher der Bezirkskonferenz Naturschutz OWL, zieht eine durchwachsene Bilanz und fordert für 2019 endlich deutlich mehr konsequente Umsetzung für den Naturschutz.

Das große Ziel Nationalpark Senne ist zunächst verschoben worden. Der dortige Truppenübungsplatz wurde, nachdem 20 Jahre lang der Abzug der britischen Truppen angekündigt worden war, im Juli 2018 für weitere fünf Jahre in Diensten des Vereinigten Königreichs belassen. „Wir sehen es als Übergangszeit an hin zu einer hoffentlich wieder friedensorientierten und verlässlichen militärischen Lage in Europa“, so Karsten Otte: „Das Ziel Nationalpark bleibt bestehen.“ Hoffnungsvoll stimmen Aussagen der Briten, die Verpflichtungen aus dem FFH- und Vogelschutzgebiet weiter zu gewährleisten. Entscheidend dafür ist ein ausreichendes Budget für die Pflege der Offenlandbiotope.

Erfreulich ist die rasche Reaktion des NRW-Umweltministeriums auf die Ansiedlung von mindestens einem Wolf auf dem Truppenübungsplatz Senne. Die Ausweisung des sog. Wolfsgebiets ermöglicht es Weidetierhaltern Vorbeugemaßnahmen gegen Übergriffe zu treffen und Unterstützung vom Land zu erhalten. Sollte es zu Verlusten durch Wolfsrisse kommen, erwartet Otte schnelle, angemessene und unbürokratische Regulierung der Schäden: „Wir benötigen extensive Weidetierhaltung für die Offenland-Lebensräume auf Magerrasen und Mooren. Wir können aber nicht zulassen, dass in einer nur emotional geführten Debatte der Wolf etwa gegen die Orchideen ausgespielt wird.“

Die Lage an den Fließgewässern ist größtenteils unbefriedigend. OWL ist meilenweit vom Ziel der EU-Wasserrahmenrichtlinie entfernt, alle Gewässer in einen „guten ökologischen Zustand“ zu bringen, was schon bis Ende 2015 hätte geschehen müssen. „Wenn die Bach- und Flussrenaturierung in diesem Schneckentempo weitergeht, wird bis zur Zielmarke 2027 viel zu wenig passieren“, mahnt der Sprecher der Bezirkskonferenz Naturschutz. Optimistisch dagegen hat sich die Lage an der Weser entwickelt, wo eine länderübergreifende Initiative Bundesmittel aus dem „Blauen Band“ für Flussrenaturierung und Steigerung des Erholungswertes akquirieren will. Ein entsprechendes Projekt zur Regionale 2022 wurde zudem von den vier Anlieger-Kreisen auf NRW-Seite in Gang gesetzt.

Große Sorgen bereitet Naturschützern der bedrohliche Artenschwund in OWL. Karsten Otte: „Wo vor 30, 40 Jahren im Frühling unzählige Feldlerchen Konzerte anstimmten, sinken nun die Bestände ins Bodenlose. Es herrscht ein stummer Frühling. Manche Orte in OWL sind praktisch Feldlerchen-frei!“ Hintergrund des Aussterbens von Feldlerche, Kiebitz, Wachtel und vieler Insektenarten ist eine zu äußerster Effizienz getriebene Landwirtschaft. „Daran tragen Politik, Handel und Verbraucher Mitschuld, denn Billigangebote in Supermärkten werden vielfach durch Raubbau an der Natur und auf dem Rücken der auf dem Land Arbeitenden erzeugt. Wir brauchen eine Agrarwende hin zu mehr ökologisch orientiertem Landbau und auskömmlichen Agrarpreisen!“ Erste Kontakte für ein Regionale-Projekt mit dem landwirtschaftlichen Bezirksverband hat es gegeben.

Artenschwund entsteht aber auch durch fortgesetzten Flächenfraß in OWL. Beispiele dafür sind die Straßenbauprojekte A30 oder A33 sowie ausufernde Gewerbegebiete. Auch 2018 setzte sich die Landnahme ungehindert fort.

Klimawandelextreme wie Sturm Friederike Anfang 2018 und die Dürre im Sommer und Herbst führten zu massiven Veränderungen im Wald. Vor allem flach wurzelnde Fichten wurden geschwächt, um dann Opfer der sich rasant vermehrenden Borkenkäfer zu werden. „Eine Forstwirtschafts-Katastrophe mit Ansage, keine Katastrophe des Waldes“, so Otte. „Der Wald regeneriert sich angepasst, wenn man ihn lässt. Seit Jahrzehnten warnen Vegetationskundler, Naturschützer und kritische Forstleute vor Fichten-Monokulturen. Wir sollten nun Windwurf- und Käfer-Flächen als Chance begreifen, standortangepasste Laub- oder Mischwälder zu etablieren.“ Kritisch sehen Naturschützer Pläne der Forstwirtschaft, in großem Stil Exoten wie Douglasie, Mammutbaum oder koreanische Sicheltanne anzupflanzen. Die Arten sind in unseren komplexen Waldökosystemen nicht ausreichend angepasst. Die Folgen (etwa der Einzug invasiver Arten) sind unabsehbar und wahrscheinlich katastrophal.

Die Bezirkskonferenz Naturschutz fordert für 2019 endlich mehr Aufmerksamkeit für die zu bewahrende Biodiversität in OWL und mehr Konsequenz in der Umsetzung. Der ausufernde Flächenverbrauch muss stoppen, die Renaturierung der Gewässer schneller vorangehen, Landwirtschaft nachhaltiger werden. Otte: „Kulturlandschaft ist ein kostbares Gut, das auch unsere Kinder und Enkel noch erleben wollen. Es ist vielen nicht klar, dass wir sie zerstören, wenn wir so weitermachen.“

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Naturschutz in OWL wird mehr und mehr aufgeweicht

Bezirkskonferenz Naturschutz berät Freitag in der Bezirksregierung über Probleme und Chancen 

Die Bezirkskonferenz Naturschutz OWL freute sich sehr auf den Besuch von NRW-Umweltministerin Christina Schulze-Föcking anlässlich ihrer Sitzung am Freitag in Detmold. Leider musste die Ministerin jedoch kurzfristig absagen wegen der Untersuchung des Hacker-Angriffs auf ihr Privathaus. Nichtsdestoweniger sollen die akuten Probleme im OWL-Naturschutz auf den Tisch kommen. „Große Sorgen bereiten der Schwund an Artenvielfalt in der Kulturlandschaft, besonders der Insekten. Auch neuartige Wasserbelastungen , verschleppte Fließgewässerrenaturierung und  eine Verbesserung der Grundwasserqualität sind Stein des Anstoßes. Wir werden Frau Schulze-Föcking unsere Sicht der Dinge zukommen lassen und hoffen auf ein vertiefendes Gespräch in Düsseldorf,“ meint dazu Karsten Otte, Sprecher der Bezirkskonferenz.

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Mehr Flussnatur im Einklang mit Naturtourismus Flusskonferenz bildet Auftakt zur Diskussion neuer Entwicklungsperspektiven an der Oberweser

Blick vom Weser Skywalk Beverungen. Bild Schackers

Blick vom Weser Skywalk Beverungen. Bild Schackers

Die „Flusskonferenz Oberweser“, die heute im Weserberglandzentrum in Hameln stattfindet, bildet den Auftakt für ein ambitioniertes Revitalisierungsprogramm an der Oberweser, das auch den Naturtourismus und damit eine nachhaltige Regionalentwicklung befördern soll. Der Initiativkreis Oberweser als Veranstalter informiert und diskutiert über Entwicklungsperspektiven für die Oberweser und ihre Aue. „Nie war die Zeit dafür günstiger. Weiterlesen

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