2015 haben die Vereinten Nationen zum „Internationalen Jahr“ der Böden erklärt. Da auch in unserer Region die Bodenversiegelung unvermindert fortschreitet, haben dies die „Stiftung für die Natur Ravensberg“ und die „Gemeinschaft für Natur- und Umweltschutz im Kreis Gütersloh“ zum Anlass genommen, im Juni 2015 eine „Umfrage Altstandorte und Leerstände“ zu starten. Sie wurde an alle Kommunen des Kreises Gütersloh verschickt. Darin sind die Kommunen u. a. um konkrete Angaben über Brachen, Altstandorte und Leerstände und ihre realisierte Wiedernutzung wie auch um konkrete Planungen zur späteren Verwirklichung gebeten worden. (Siehe Anlage)
Dazu Marion Ernsting: „ Mit unserer Umfrage wollen wir gelungene Beispiele nachhaltiger Nutzung von Altstandorten und Leerständen öffentlich anerkennen.“ Mit einer katastermäßigen Erfassung können Kommunen einen bedeutenden Beitrag zu nachhaltigem Umgang mit unvermehrbarem Boden leisten. Ernsting: „Klar ist aber auch, dass Kommunen diese Aufgabe nicht werden allein stemmen können. Sie müssen von Land und Bund wirkungsvoller unterstützt werden, u. a. durch verbindliche Regelungen und stärkere finanzielle Unterstützung.“
Bisher haben Bund und Land ihre zentrale Aufgabe, die Ziele der Raumordnung durchzusetzen, schwer vernachlässigt, mit nicht korrigierbaren siedlungsräumlichen Folgen und weiterem Flächenfraß. Der Wettbewerb um attraktive Baulandangebote setzt die Kommunen unter ständigen Anpassungsdruck, um Einwohner, Unternehmen und Arbeitsplätze zu halten oder anzusiedeln.
Inzwischen haben zehn von 13 Kommunen – teilweise sehr ausführlich und mit Kartenmaterial – geantwortet. Die Auswertung wird die GNU Anfang des Neuen Jahres vorlegen.
Ein Blick in die Landesdatenbank zeigt, wie dramatisch die Entwicklung ist: Von 2002 bis 2013 gingen in NRW rd. 61.446 Hektar landwirtschaftliche Fläche verloren. Ein Ende ist nicht in Sicht.
Wie hilflos die Landesregierung dieser Entwicklung gegenübersteht, zeigt folgende Ankündigung: Sie wollte bisher den Flächenverbrauch bis 2020 von jetzt 15 ha pro Tag auf 5 ha, schließlich auf „Netto-Null-Verbrauch“ senken. Stattdessen sollen nun 10 ha Verbauung pro Tag das „erklärte Ziel“ der Landesregierung werden.
Diese „Entscheidung“ hinkt der realen Entwicklung hinterher, denn Flächenverbräuche für Siedlungs- und Verkehrszwecke haben sich längst verselbständigt. Beste Beispiele sind die interkommunalen und -regionalen Gewerbe- und Industriegebiete im Kreis GT.
Die Landesregierung hat offensichtlich keinen Einfluss mehr auf diese Entwicklung. Der Ernst der Lage erfordert aber Regierungshandeln! Denn unverbauter Boden ist eine nicht vermehrbare Ressource. Sie gehört zum endlichen Naturkapital der Menschheit und erfüllt zahlreiche unentbehrliche Funktionen. Während dies Gesellschaft und Politik beim Klimawandel dämmert, fehlt diese Einsicht beim Boden.
Einen Ausweg aus diesem Desaster zeigt die seit kurzem verfügbare aktualisierte Untersuchung des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technologie des Bundestages. Ihr Titel:
„Reduzierung der Flächeninanspruchnahme – Ziele, Maßnahmen, Wirkungen“. Danach wäre eine genauere Flächenstatistik nötig. Sie ist durch Indikatoren zu ergänzen, wie z.B. den Grad der Versiegelung, der Wiedernutzung von Immobilienbrachen, der Reaktivierung von Mindernutzungen. Die Umfrage von Stiftung und GNU will eine solche Flächenstatistik auf kommunaler Ebene vorbereiten.